Modische Unschuld. Ich liebe meine Familie!

 

Das Drama um den Brexit hat das Leben in Europa fernab von der eigenen Familie umso schwerer gemacht. Etwas per Post zu versenden ist jetzt nicht nur teurer, sondern auch unverlässlich und langsam. Zum Geburtstag meines Vaters im vergangenen Sommer fragte ich meine Mutter, was er brauchen könnte. Wir Briten sind eben pragmatisch, ganz genauso wie ihre Antwort: „ein neues Polohemd in Marineblau“, sagte sie. Welche von Closed aus Deutschland zu verschicken, wäre zu spät gewesen, also sah ich mich im Internet nach den besten Alternativen für meinen Vater um. Ein marineblaues Polohemd mit dem klassischen Logo eines grünen Krokodils auf der linken Brust wurde mir angezeigt.

Einen Monat später schaffte ich es endlich, meine Eltern nach einem Jahr der Einschränkungen und Sorgen um eine mögliche Infektion, zu besuchen. Eines Morgens frage ich meine Mutter, ob das Hemd passte und ob es meinem Vater gefiel: „Oh ja, er hat es heute an!“.

Ich sah nochmal hin und fragte: „Ist es das, was geliefert wurde? Ich glaube, die Bestellung wurde vertauscht, weil ich kein Logo sehen kann.“

Meine Mutter antwortete: „Doch, es ist da. Ich musste deinem Vater eine Tasche für sein Handy aufnähen. Er muss immer eine Tasche auf der linken Brust haben“.

Es war so lustig, dass mir vom Lachen die Tränen kamen. Meine Mutter hatte sorgfältig eine marineblaue Baumwolltasche über das grüne Krokodil genäht, sodass mein Vater sein Handy an der richtigen Stelle aufbewahren konnte. Damit verdeckte sie genau den Grund, warum die meisten Leute mehr bezahlen. Ich liebe meine Eltern – mit ihrer Art holen sie mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Was haben Logos bloß an sich? Für die meisten von uns kennzeichnen sie einen Punkt auf einer To-do-Liste, die unseren Status widerspiegelt. Außerdem sind sie ein Vertrauensindikator, und dass obwohl wir uns in der Regel weder mit der Unternehmenspolitik noch mit dem Herstellungsprozess eines Produkts befassen. Ein bestimmtes Symbol nimmt für uns Konsumenten die Rolle eines Freundes oder einer Freundin ein. Ich beschäftige mich täglich mit Logos und Branding, und ich weiß, dass ein Großteil der Menschen damit Vertrauen und ein gewisses Verlangen verbinden. In meinem Buch Dear Doris erzähle ich die Geschichte hinter dem roten Hahn auf der Box einer weltbekannten Cornflakes-Marke – ein typischer walisischer Witz.

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Closed und Philouze: Style Beyond Gender

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